Challenge Roth als Supporter

Jamies Langdistanz Debut bei den Profis an der Challenge Roth wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und stellte mich als Supporter zur Verfügung. Bereits im Vorfeld wurde mir schnell klar, weshalb immer von der Challenge Familie gesprochen wurde, denn ich bekam für das Wochenende ein Zimmer bei Helfern als Unterkunft angeboten. Dankend nahm ich an und merkte vor Ort schnell, dass sich die ganze Stadt im Challenge Fieber befand.

Im Vorfeld besprach ich mit Jamie nochmals kurz an welchen Stellen im Wettkampf ich sie in welcher Form support könnte. Als erfahrene Wettkämpferin kennt Jamie ihre Abläufe genau und so beschränkte sich meine Aufgabe auf den Support am Morgen vor dem Start (Neo vor dem Start entgegennehmen, falls dieser verboten sein sollte, sowie Ersatzbrille bereithalten), lautstarkes anfeuern auf der Strecke, sowie Verpflegung gegen Ende des Marathons bereithalten und überreichen.

Als Athlet*in kommt unmittelbar vor dem Wettkampf meist etwas Unruhe und Hektik auf deshalb fokussierte ich mich als Supporter darauf einen ruhigen und gelassenen Gegenpol zu bieten. Als Jamie etwas später als geplant beim Start ankam genügt ein flüchtiger Blick und ich wusste, dass sie etwas gestresst war. Ein kurzes Nicken reichte, um ihr zu zeigen, dass ich bereit bin für meine Aufgaben und sie auf mich zählen kann. Nach dem morgigen Bike-Check und als verkündet wurde, dass der Neo erlaubt sei, kam Jamie sichtlich entspannter zu mir und ich wusste sie ist bereit. Ich wünschte ihr einen grossartigen Wettkampf und verabschiedete sie Richtung Schwimmstart.

Aufgrund der vielen Menschen war es gar nicht einfach einen geeigneten Platz zu finden. Dennoch ergatterte ich einen Spot am Kanal, wo ich das Geschehen verfolgen konnte. Als Supporter scanne ich oft die sich nähernden Athlet*innen und versuche meine Athlet*in so früh wie möglich zu erspähen. Beim Schwimmen hilft es dabei, wenn man den typischen Schwimmstil gut kennt. Etwas später als die erhoffte Zielzeit doch mit guter Form näherte sich Jamie dem Swim Exit. Ein kurzer Sprint hoch zur Brücke meinerseits verschaffte mir einen guten Platz, um sie nach ihrem schnellen Wechsel beim Start aufs Bike lauthals anzufeuern.

Wer denkt, dass nun der gemütliche Teil losgeht der irrt sich, denn als Supporter ging es für mich nun (zusammen mit der grossen Masse) auf zum Solarer Berg. Die besten Plätze am Berg müssen früh bezogen werden denn insgesamt strömten an diesem Tag ca. 300’000 Leute nach Roth um sich das Spektakel nicht entgehen zu lassen. Die Stimmung war unglaublich und wir peitschten die Athlet*innen mit unseren Zurufen den Berg hoch. Nahezu mühelos erklomm Jamie den Berg auf der ersten Runde und liess ich von den Fans tragen, genau auf pace wie ein Schweizer Präzisionsuhrwerk. Das Tracking der Athlet*innen per App mit genauem Standort (sofern es funktioniert) hat das Supporten deutlich erleichtert und es gibt praktisch keine Ausreden mehr um die Durchfahrt zu verpassen. Steht der Tracker für eine Weile Still oder die Athletin bewegt sich nicht mehr im gewohnten Tempo hofft man als Supporter, dass alles in Ordnung ist und es an der Technik liegt.

Bei der zweiten Durchfahrt am Solarer Berg gab mir Jamie zu verstehen, dass sie keine Nahrung mehr runterbrachte resp. diese wieder hochkam. Ich wusste ich konnte als Supporter nicht viel dagegen machen aber wollte sie unbedingt motivieren bis in die zweite Wechselzone zu kommen. Denn ein IM ist lang und die Tiefs kommen bestimmt in irgendeiner Form. Diese gilt es zu überwinden. Ich wechselte meinen Standort und rief ihr zu sie soll sich einfach einmal bis zur T2 durchbeissen. Gleichzeitig informierte ich Esther – in der T2 stationiert – dass es Jamie übel war aber Esther ihr einfach sagen soll «Lauf einfach los, das kommt schon wieder besser» (haha na klar, als ob ich das wusste, aber versuchen muss man es).

Extrem kontrolliert, mit einer tadellosen Form und super Tempo lief Jamie nach nur wenigen Kilometern auf der Laufstrecke an mir vorbei. Ich wusste die zieht das Ding so sauber durch und ermutigte sie genau so weiterzumachen. Dieses Bild wiederholte sich einige Male auf der Laufstrecke und noch immer waren Form und Tempo perfekt. Beim Kilometer 30 hatte ich dann meinen Einsatz mit der Verpflegung und rief ihr noch kurz zu, dass vor ihr eine Athletin Probleme hatte und sie die 12’ Rückstand noch rauslaufen werde. Let’s go! Gesagt, getan. Jamie schnappte sich die Athletin und zog ihr Tempo bis ins Ziel durch. Zusammen mit den anderen Athletinnen und Athleten wurde sie würdig empfangen und holte sich die verdienten Gratulationen ab.

Ich ziehe einmal mehr meine Hut vor dieser tollen Leistung und bin stolz, was du bereits alles erreicht hast. Es war schön als Supporter dabei zu sein, die Atmosphäre vor Ort zu geniessen und die Dankbarkeit der Athlet*innen zu spüren. Falls ihr noch nie als Fan oder Supporter an einem Wettkampf wart empfehle ich euch auch das einmal auszuprobieren. Es ist ein Erlebnis und aus eigener Erfahrung als Athlet weiss ich wie sehr man sich bei einem (langen) Wettkampf über ein bekanntes Gesicht freut.