Wenn Träume wahr werden – Ironman Thun 2021
Im September 2019 begann mein Training für diesen Ironman. Ursprünglich für den Ironman Südafrika im März 2020. Dann wurde es November 2020. Dann verschob ich den Platz von Südafrika auf Thun im Juli 2021 und am 5. September wurde dieser Wettkampf dann endlich ausgetragen. Ich freute mich sehr darauf, war aber auch nervös. Zwei Jahre harte Arbeit sollten Früchte zeigen. Mein bescheidenes Ziel war es, meine Altersklasse zu gewinnen. Ich wusste, dass ich auch an einem schlechten Tag eine gute Zeit erzielen könnte. Doch für den Sieg musste es ein guter Tag werden. Als um 4:30 Uhr der Wecker klingelte, war ich sofort wach und bereit loszulegen. Nach den letzten Vorbereitungen reihte ich mich für den rolling start in der zweiten Box vorne ein und war zwei Minuten nach den ersten auch bereits im Wasser. Der See war glasklar, ich brauchte mich nicht oft zu orientieren, schwamm teilweise in einer Gruppe mit und merkte, dass ich zügig vorwärts kam. Die ersten 2km gingen vorbei wie im Flug und schon bogen wir wieder Richtung Hafen ab. Bis zum Ausstieg versuchte ich das Tempo noch etwas zu erhöhen, was mir laut meiner Uhr auch gelungen ist. Ein kurzer Blick darauf zeigte mir 51 Minuten an, das konnten nicht 3.8km gewesen sein. Ich sah aber bekannte Gesichter auf dem Weg zum Rad und war beruhigt, dass es wohl für alle nur 3km gewesen sind. Mit einem schnellen Wechsel schob ich mich bereits vom 6. auf den 5. Platz vor und fand schnell meinen Rhythmus auf dem Rad. Aufgrund der kalten Luft waren meine Beine anfangs noch etwas hart, doch nach den ersten Aufstiegen legte sich dieses Gefühl. Dann ein kurzer Schock: in einer engen Kurve schleifte mein Hinterrad etwas – zum Glück reagierte ich richtig und konnte einen Sturz vermeiden. Mit etwas Rückenwind ging es zügig nach Belp und der erste Aufstieg nach Riggisberg kam mir leicht vor. Ich hatte etwas Mühe genug zu trinken, zwang mich aber die geplante Menge Kohlenhydrate und Flüssigkeit aufzunehmen. Die erste Runde ging sehr schnell vorbei, da ich stets jemand zu überholen hatte und von Einzelnen überholt wurde. Auf der zweiten Runde wurde es dann recht einsam, der Wind nahm (wie bei jedem Ironman) zu und ich versuchte etwas mehr zu drücken, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Seit ca. km20 auf der Radstrecke lag ich auf Position 2, was ich aber nicht wusste und mich einfach auf mein Rennen konzentrierte. Mit 5h20min auf dem Rad hätte ich nie gerechnet und sprintete hochmotiviert durch die zweite Wechselzone. Da ich aber dringend meine Blase leeren musste, legte ich beim ersten Toitoi auf der Laufstrecke einen kurzen Boxenstopp ein. Danach konnte es richtig losgehen. Auf den Marathon hatte ich mich schon im Vorfeld sehr gefreut. Und es würde spannend werden! Ich hatte die Erstplatzierte auf der Laufstrecke gesehen, als ich Richtung Wechselzone fuhr. Ich vermutete somit, dass ich gute 10 Minuten Rückstand hatte. Im Gegensatz zum Radfahren, wo ich auch schon bessere Beine hatte, fühlten sich meine Laufbeine grandios an. Ich hielt mich etwas zurück und versuchte auch nicht an Daniela Ryf dran zu bleiben, die mit einer Runde Vorsprung nie allzu weit vor mir lief. Da viele Zuschauer dachten ich sei die zweitplatzierte Profifrau wurde ich von allen Seiten lauthals angefeuert. Ungefähr beim Halbmarathon rief mir eine Kollegin zu, ich hätte noch rund 5:30 Min. Rückstand. Das könnte also reichen. Ich konzentrierte mich dennoch auf mein Tempo, meine Verpflegung und meine Kühlmöglichkeiten. Auch als die Kilometer nach der 30er Marke etwas langsamer wurden liess ich mich nicht aus der Ruhe bringen und sagte mir, dass jeder Kilometer mehr für mich mehr Zeit zum aufholen bedeutete. Je näher ich an die Spitzenposition kam, umso mehr Leute riefen mir zu, dass es nur noch 1 Min., 20 Sek. usw. seien. Bei km34 überholte ich Mena dann, wir feuerten uns gegenseitig an und dann konzentrierte ich mich wieder auf meinen Lauf. Jetzt keine Fehler machen, es ist erst im Ziel fertig. So lief ich kontrolliert weiter und steigerte erst bei km37 mein Tempo wieder. Auf der Zielgeraden durfte ich meiner Freude dann freien Lauf lassen und jubelnd über die Ziellinie laufen. Mit 9:30h hatte ich meine Kategorie gewonnen und somit die Quali für die Ironman WM am 8. Oktober 2022 in Hawaii geschafft!
Zahlen:
3km Schwimmen in 51’20», 1:43min/100m
T1 in 2’39»
180km Radfahren mit 2000Hm in 5h20’55», 33.6km/h, 500g Kohlenhydrate (=94g/h), 2930mg Natrium, 3.5L Flüssigkeit (=0.65L/h)
T2 in 1’45»
42.2km Laufen in 3h13’31», 4:35min/km, 200g Kohlenhydrate (=62g/h), 975mg Natrium, ca. 2.4L Flüssigkeit (=0.74L/h)
Total: 9h30’08», 1. Platz overall Amateurfrauen, 6. Platz Frauen inkl. Pro